Kerzenlicht Fotografie
Wenn Du fragst, ob Kerzenlicht Fotografie möglich ist, findest Du eine Antwort im folgenden Post. Du erfährst nicht nur, ob es geht, sondern auch bekommst Du eine Anleitung, wie es umzusetzen ist.
Auf jedem Fall schau Dir bitte die Bilder in der folgenden Galerie an. Weitere Informationen dazu folgen.
Klassische Aufnahme von brennender Kerze
Auf den ersten Blick scheinte das Titelbild unproblematisch realisierbar. Ich stellte eine Kerze in einen dunklen Raum, zündete sie an, montierte meine Kamera auf einem Stativ und lichtete die Szene ab. Es waren jedoch zwei technische Probleme zu überwinden.
Das erste Problem war der Kontrastumfang. Der Unterschied zwischen der hellen Flamme und den dunkleren Bereichen der Szene war zu groß für einen typischen RGB-Farbraum. Es blieb nichts anderes übrig als eine HDR-Verarbeitung. Für das Bild der brennenden Kerze nahm ich eine Belichtungsreihe von fünf Fotos auf. Bei ISO 100 und Blende F8 waren es Belichtungszeiten von ¼, ½, 1, 2 und 4 Sekunden. Die fünf Aufnahmen, die Du hier siehst, fügte ich dann mithilfe von Bildebenen zusammen.
Das andere Problem war der Weißabgleich. Die Einstellung auf „Kerzenlicht“ fehlt in den meisten Kameras. Hier hilft das Experimentieren. Als Anfangswert ist oft die Farbtemperatur von Kelvin 2000º richtig. Das beste Ergebnis erzielt man jedoch mit der manuellen Einstellung der Kamera mit einer Weißabgleich-Karte. Für mein Bild verwendete ich diese Methode. Das Verfahren des manuellen Weißabgleichs variiert je nach Kamera-Modell und ist jeweils in der Bedienungsanleitung zu finden. Generell handelt es sich um eine Aufnahme von einer neutral weißen Tafel. Dadurch errechnet die Kamera den Weißabgleich.
Kerzenlicht Modell-Fotografie
Zum Verwenden des Kerzenlichts in der Modell-Fotografie inspirierte mich die Stimmung von Gemälden des französischen Barockmalers Georges de La Tour. Mal fragte ich mich, ob sich diese Atmosphäre in meinem Studio nachahmen lässt. Nach Überlegung und einigen Experimenten ist es mir gelungen. Sogar der Effekt vom Punkten-Licht einer Kerzenflamme, der die Hand des Modells durchleuchtet, ließ sich abbilden.
Es gab jedoch einige technische Schwierigkeiten, die ich in der folgenden Liste aufführe. Es ist eine Hilfe für Dich, wenn Du es probieren willst.
- Eine zusätzliche Lichtquelle, wie Blitz, Lampen, Tageslicht, sind zu vermeiden, weil sie die Stimmung komplett zerstören.
- Du bist also auf die Arbeit in der Dunkelheit angewiesen. Die Bedienung der Kamera nur nach Fingerspitzen-Gefühl ist ziemlich anspruchsvoll.
- Für die verwendeten Belichtungszeiten ist ein Stativ notwendig. Bei Modell-Fotografie musst Du aber rasch das Stativ in allen Richtungen verschieben und verstellen.
- Das Modell muss ebenfalls sehr ruhig und unbeweglich posieren.
Im Folgenden präsentiere ich einige Beispielbilder, jeweils mit Tipps und Tricks.
Die Praxis
Das erste Bild vom Modell Maryna ist am stärksten vom Georges del la Tour geprägt. Die Hand des Modells verdeckt die Kerzenflamme, die die Finger durchleuchtet, etwa ähnlich wie im Bild „St. Joseph als Zimmermann“. Die Hand des Mädchens diente vermutlich zum Schutz vor Zugluft, vielleicht auch zum Schutz gegen Verblendung der Augen von Betrachtern. Die beiden Funktionen der Hand sind auch für mein Foto richtig. Darüber hinaus, reflektiert die innere Handoberfläche das Licht und verstärkt die Beleuchtung vom Gesicht und vom oberen Teil des Körpers.
Ein klassisches Porträt ist auch ohne Hand vor der Kerze möglich. So ist die nächste Aufnahme von demselben Modell entstanden.
Das Foto vom in weißer Bettwäsche liegenden Modell Maryna gibt weitere Tipps für Dich. Ein liegendes Modell bewegt sich nicht und ist einfacher abzulichten, während die weiße Bettwäsche reflektiert und das Kerzenlicht verstärkt. Die Verstärkung ist sogar intensiver als mit der Hand.
Eine weitere Technik für die Verstärkung des Kerzenlichts zeigt das Foto vom Modell Léonie, wofür ich einen Spiegel verwendete. Dadurch wurde die Lichtquelle verdoppelt. Andere Bilder vom Modell Léonie (ohne Kerzen) befinden sich im Beitrag „Modelle in Locations“.
Und jetzt das letzte Beispiel. Modell Agata verdeckt die Flamme nicht. Stattdessen pustet sie leicht in die Flamme, dadurch bringt sie ein bisschen Dynamik und Lebendigkeit in die statische Aufnahme. Es war eine spontane Idee vom Modell.